Die schönste Zeit im Jahr ist für mich der Frühlingsanfang, wenn die Raps- und Senffelder sich in die saftigen grünen Wiesen schmiegen. Dann kann ich mich nicht satt sehen an der herrlichen Landschaft. Leider hält dieser Augenschmaus nicht lange an, denn ab Mitte April bis Anfang Mai beginnt die Maisaussaat. Dann fängt für mich der planke Horror an. Wenn die Maisaussaat beginnt, verwandeln sich die Felder in braune Flecken und nichts erinnert mehr an das harmonische Farbenspiel zuvor. Aus diesen braunen Flecken schießt nun in unvorstellbar großen Mengen der Mais aus dem Boden. Dieser wird bis zum 2,5 Meter hoch (manche Sorten sogar bis zu 6 Meter) und wird in der Regel von September bis November geerntet. Dabei kommt es auf den Zweck des Maisanbaus an. Früher - ganz früher - hat man ihn zum größten Teil zur Verarbeitung von Nahrungsmitteln verwendet (Stärke usw.), heute dient der größte Anteil als Tierfutter und als Verbrennungsmaterial für Biogasanlagen. Deshalb bleibt er auch so lange stehen, weil hier nur noch Masse statt Klasse zählt (Monsanto Quantitätsware). Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich als Kind "mal" an einem Maisfeld vorbei lief, einen Kolben abbrach und dann genussvoll hineinbiss. Dabei handelte es sich um goldgelbe fleischige und schmackhafte Maiskörner, die wir auch gerne zum Grillen verwendeten - hmmm... mit Butter und Salz. Heute in einen frisch gepflückten Maiskolben zu beißen, davon kann ich nur jedem abraten. Die kleinen blassen geschmacklosen Körner haben nichts mehr mit dem zu tun, was wir von früher kennen. Sie dienen fast nur noch als Tierfutter und Verbrennungsmaterial, sogenannter Silomais. Mais als Verbrennungsmaterial für Biogasanlagen Im Jahre 2004 fing das ganze Drama an. Seit dem spritzen die Biogasanlagen wie Pilze aus dem Boden. Damals dachte man sich, man kann mit Bioabfällen, die verbrennbar sind, gute und saubere Energie herstellen. Zumindest war das die Idee. Dass das Ganze irgendwann aus dem Ruder läuft, damit hätte man eigentlich rechnen können, denn wenn eine Branche einmal anfängt, ist sie stets auf Wachstum aus. Da gibt es kein Halt, wenn es genug zu sein scheint. Die Biogasanlagen-Hersteller sind nur darauf aus, so viele wie nur irgend möglich Biogasanlagen zu verkaufen. Die ganzen Mitarbeiter und Produktionsanlagen und -maschinen, die kann man doch nicht einfach so wieder aufgeben. Dafür verdienen einfach zu viele daran. Es ist zu einer unaufhaltsamen Wirtschaftsbranche geworden. Jetzt müssen diese ganzen Biogasanlagen natürlich ausgelastet sein, sonst machen sie keinen Sinn, also werfen keinen Profit ab. Dazu benötigt man Biomasse und nichts eignet sich da besser als Mais. Er hat Masse, er ist (Dank Monsanto) relativ unverwüstlich und bedarf keines großen Aufwandes, da die Landwirtschaftsmaschinen schon lange auf Mais ausgerichtet sind. Ich will Euch jetzt nicht mit Statistiken langweilen, aber eine habe ich rausgesucht, nur um Euch einmal das Ausmaß dessen darzustellen, was hier abgeht: Es gibt also bundesweit insgesamt 12.042 (!!!) Biogasanlagen mit unterschiedlicher Kapazität. Man beachte hier, dass es sich um eine Statistik aus 2014 handelt. Neuere Daten gibt es leider nicht. Aber ich weiß, dass der Aufbau von Biogasanlagen in den letzten drei Jahren immens zugelegt hat. Ich beobachte das in meiner Region mit Schrecken. Sie reihen sich schon fast aneinander. Nun gilt für den Betreiber solch einer Anlage, dass diese immer ausgelastet ist, sonst geht er pleite. Dadurch ist ein richtiger Wettkampf um Biomasse entstanden. Das geht schon so weit, dass man alteingesessenen Landwirten die Felder unterm Arsch wegversteigert (kein Witz, ist schon häufig passiert), nur um auf deren Felder dann Mais anbauen zu können. Das Geschäft muss sich also lohnen, sonst würde man nicht so weit gehen. Was uns mal wieder beweist, dass es hier gar nicht um die Umwelt geht, sondern rein um den Profit. Welcher Biogasanlagen-Vertreiber könnte einem Landwirt unter dem Umwelt-Aspekt eine Biogasanlage verkaufen? Da lachen ja die Hühner. Mehr Schaden als Nutzen für die Umwelt So, wie auf dem Bild, sieht es dann im Herbst aus, wenn die Maisernte endlich mal vorüber ist. Dann sieht der Auto- und Radfahrer auch wieder etwas. Das halbe Jahr über nimmt er einem überall die Sicht. Aber wehe dem, ein Busch ragt über den Zaun hinaus, dann gibt`s gleich ein Knöllchen. Aber das nur mal so am Rande. Ich weiß ja nicht, wie es in anderen Gegenden aussieht, aber bei mir zeichnet sich jedes Jahr das gleiche Bild ab. Mais, Mais, Mais... wohin das Auge reicht. Gefühlt kommen für mich auf zehn Maisfelder ein Getreidefeld. Ein Jahr drauf das gleiche Spiel und das nächste Jahr wieder. Was müssen diese Böden alles mitmachen? Gesund kann das nicht sein. Das findet auch Florian Schöne vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). In einem Artikel im Focus-Magazin äußert er seine Bedenken: http://www.focus.de/wissen/klima/tid-22690/forschung-und-technik-energie-aus-mais-vernichtende-umweltbilanz_aid_637770.html Nicht nur dass die Böden kaputt gehen, wegen der Monokultur, nein, auch der ganze Naturkreislauf gerät durcheinander. Tiere werden verdrängt, die sich eigentlich auf saftigen Wiesen zuhause fühlen. Demzufolge kann man auch weniger Heu ernten, was aber nicht schlimm ist, denn das Winterfutter wird dann halt durch Maisfutter ersetzt. Vom Getreide wollen wir gar nicht erst reden. Der Mais verdrängt also wichtige Anbauflächen, macht die Böden kaputt und bringt den Naturkreislauf durcheinander. Und wofür? Für "umweltfreundliche" Energie. Das hat mit umweltfreundlich schon lange nichts mehr zu tun. Das ist total schräg. In 2017 wurden auf 2,5 Millionen Hektar Landwirtschaftsfläche Mais angebaut, wobei der Silomais den höchsten Anteil trägt. Wer noch ein wenig mehr über die Maispflanze wissen möchte, kann sich hier belesen. Der Irrsinn hat einen Namen: Massentierhaltung Immer wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen, legen die Kommunalpolitiker noch einen obendrauf. Spielraum gibt es genügend und dagegen wehren kann man sich kaum. Schließlich hat die ja jemand gewählt, also hat die Gemeinde vier Jahre lang nichts zu melden. Da nützen auch keine Petitionen etwas, wenn der Geldsack klingelt übertönt er alle Gegenstimmen. So ist das. Wenn die Biogasanlage nicht zur Biomasse kommt, dann verlagert man halt die Biomasse zur Biogasanlage. Tolle Idee. Wer sich das ausgedacht hat, war ziemlich schlau. In der Gemeinde Ostrach, in Baden-Württemberg, wollen die Betreiber einer Biogasanlage einen 1000-Kuh-Stall bauen - unmittelbar neben der Anlage. Wie geschickt, so kann man den Gülle-Ausstoß direkt in die Anlage leiten und nebenbei noch jede Menge Kohle mit den Kühen machen. Meinen Respekt, vor so viel Kreativität und meine Verachtung vor so viel Unmenschlichkeit und Profitgier. http://www.badische-bauern-zeitung.de/was-es-mit-dem-1000-kuh-stall-auf-sich-hat Macht nur weiter alles kaputt, nur um Euren Profit zu steigern. Es wird Euch eines Tages einholen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Jens Gunkel
22/8/2017 10:20:33
Zwecks Aufklärung formuliere ich zeitweilig auch Infos:
Karin Schnell
22/8/2017 11:45:50
Danke, Mara für den mutigen Bericht !!!
Kerttu Zukunft
22/8/2017 11:02:13
Ich bin vegetariarin schon zeit zehn Jahren und mir tun die arme Tiere leid. Die Menschen sollen endlich auffachen.
juergen
22/8/2017 12:55:47
Unser Nachbar, einer von zwei Landwirten und Industriebauern die von 48 Bäuerlichen Betrieben seit 1950 in unserem Dorf übriggeblieben sind, erklärte ich das der Geisteswurm "wachse oder weiche" hier alles kaputt macht. Am Ende stehe sowieso die Bank. Das war ihm klar. Und jetzt kommts. Ich sagte; "die Betriebe mit 700 Kühen gehen ebenfalls kaputt".. Er war über diese Aussage sichtlich verstört, denn sein Wachse oder Weiche Konzept geriet ins wanken. Am Ende jeden Spiels steht die Bank und alles ist dann ins Privatrecht und Eigentum des Übergeordneten Bankenklans gelaufen. Beinahe vollkommen legal. Also mit dem Einverständnis der Bauern, sie haben schließlich jeden Vertrag unterschrieben, oder etwa nicht. Nun gut ein wenig Qual und Drangsal hilft da schon mal um den Kugelschreiber zur Unterschrift zu heben. Biobauern in unserer Region gehts wesentlich besser. Systembauern sind voll in der Demontage durchs System angekommen. Sie fressen sich gegenseitig auf und die Bank guckt ihrem inszeniertem Spiel zu. Sämtliche Industriebauern werden von der Bildfläche verschwinden. Mutter Erde macht solange mit bis der Landwirt es begreift. Begreift er nicht wird das Land zu Staub. Unser Nachbar hat das 14te Jahr in Folge Mais angebaut. Sein Vater schüttelte immer den Kopf. Die Biogasanlagen dienen dazu keine Lebensmittel mehr anzubauen. Diese werden dann in der dritten Welt angebaut und unreif per Schiff zu uns geschippert. Um dieses durchzuziehen hat die Weltbank an ihre Logenkumpels/Staat?chefs der Drittweltländer.Kredite auferlegt. Diese sind selbstverständlich niemals Rückzahlfähig. So wird das Land den Klein und Kleinstbauern enteignet und an Monsanto und Konsorten verpachtet. Der Ertag würde den Zins der Kredite bedienen. So fließt dann Entgeldlos alles an Erträge in die ertse Welt. Alle Personen sind so global steuerbar. Welches Land nicht spurt wird nicht beliefert. Kontrollieren tun es die Schachspieler. Schachmat für den der aufmuckt. Wir kennen die Baueropfer und so weiter.
juergen
22/8/2017 13:30:55
Noch was. Syntetische Milch. Der Verbraucher, also die Personen (nicht die m e n s c h e n) kaufen alles was die Werbung sagt. Mit einem Schlag sind alle Industriekuhmilchbauern Pleite. Die Bank räumt dann ab und stellt den Schweinebauern und Monsanto dieses Land zur Verfügung. Oh Mann, bis der Bewusstseinswandel überall angekommen ist wird sich Mutter Erde noch schütteln müssen um wenigstens einige Millionen ihrer System- und Ausbeutungs-Parasiten abzuwerfen. Noch was. Die Bauern sind in aller Regel sehr liebe Personen, viele haben aus irgendeinem Grund das Mitgefühl zu ihren Tieren verloren. Zahlen schalten das Hirn ein und das Herz aus.
Andy
22/8/2017 22:11:44
Danke Mara für den Mut zu diesem Artikel! LG Andy Kommentare sind geschlossen.
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